Die einundachtzigste Fabel. Vom Jupiter und dem Affen. Jupiter sah von oben herab, Wie wunderlich und seltzam hab Sich auf der erden tun bewegen, Die tier sich durch einander regen, Und wie eins bei dem andern lebt: Es lauft, es kreucht, es fleugt, es webt. Draus Jupiter verursacht ward, Sie all zu sehen nach irer art, Zu wissen tet mit fleiß begeren, Welchs möcht die schönsten kinder gberen, Und ruft zusamen all das gschwürm An tiern, an vögeln und gewürm. Da tet ein jeder zuhin laufen Gehorsamlich mit großen haufen, Die alten mit der jungen zucht, Ein jeder bracht seins leibes frucht. Die aff zuletst sich auch da findt Und trug auf jedem arm ein kind, Zum Jupiter tet sich auch machen. Da bgunten alle tier zu lachen: So scheußlich warn die jungen affen, Nach in ein jedes tier tet gaffen. Auch Jupiter zur selben stund Des lachens nicht enthalten kunt Und lacht gar laut undern haufen. Die aff tet neher zu im laufen Und sprach: »Dank habt, herr Jupiter! Nun sihe ich wol, daß ir seit der, Der weiß vor schwarz erkennen kan, Und ich die schönsten kinder han, Wie ich an eurem lachen spür, Ein gülden nem ich nicht dafür.« Eim jeden gfellt sein weise wol, Drumb ist das land auch narren voll. Eim jeden dunkt das sein das best, Dasselb nicht gern verachten leßt. Was an im selber ist heßlich, Das macht die liebe seuberlich, Und fellt die lieb so bald in kat Als auf ein rotes rosenblat.