Die vierundvierzigste Fabel. Von zweien Fechtern. Ein fechter, war einr von den alten, Der het lang offne schul gehalten, Ir vil gelert, welch waren lerig Und derselbigen kunst begerig, Die unterrichtet er mit fleiß: Des het er großes lob und preis. Da war einr von denselben gsellen, Der tet der kunst fleißig nachstellen Und an denselben meister bgern, Daß er in wolt in allen wern Als leren, was er selber wüst, Was man zum ernst auch brauchen müst. Das tet der man on alle arg, Nichts überall vor im verbarg. Wie er die kunst het wol gefaßt, Hub an und seinen meister haßt, Und bot im aus vor herrn und knechten, Umb leib und leben mit im zfechten In weren, welch im selb beliebt. Des sich der alt man ser betrübt, Sahe, daß er im mit laufen, ringen Zu fertig war und mit dem springen; Jedoch dorft ers nit schlagen ab, Und sich willig darin begab. Am morgen kamens auf den platz, Legten sich zamen in den hatz. Wie sie teten den ersten gang, Der jung gsell auf den alten drang, Ein scharpfes schwert gegen im zuckt; Der alt man übr ein seiten ruckt Und sprach: »Das ist vor nie geschehen, Habs auch nie auf keinr schul gesehen, Ward auch so nit bewilligt nechten, Daß ich gegen eur zwen solt fechten. Hercules solt gnug zschaffen han, Wenn er solt zwen zugleich bestan.« Der gsell wendt sich on als gefer, Wolt sehen, wer sein helfer wer; Bald war der alt man nahe bei Und schlug im seinen kopf entzwei. Wer einen zucht und künste lert, Ist wert, daß man in wider ert. Wenn man sich auch aufs höchst befleißt, All woltat, zucht und er beweist, Doch kan man nimmer oder selten Eim treuen lerer widergelten. Man sol, wie die gesetz anzeigen, Die knie vor einem alten beugen. Ob gleich ein junger man mit sterk Ausrichten kan groß herrlich werk, Dennoch er stets ein guten rat Bei den alten zu suchen hat.