Die fünfundzwanzigste Fabel. Vom alten Man und dem Tod. Als ein alter man lang het glebt, Dem tod, wie er kunt, widerstrebt, Zuletst der tod rauscht her behend, Der alles dinges ist ein end, Und wolt denselben alten nemen. Er sprach: »Laß mich ein weil bezemen, Daß ich mein testament mög machen Und was mir dient zu solchen sachen.« Der tod sprach: »Hast das nicht zuvorn Bestellt und gemacht für vilen jarn, Da ich dir oft solchs an ließ sagen?« Er sprach: »Ich hab dich all mein tage Nicht mer für mir wie jetzt gesehen; Sag mir, wenn ist dasselb geschehen?« Der tod sprach: »Da ich nam die alten, Ir keinr kunt sich vor mir enthalten. Dein gnoßen sein von dir gewichen Und so einzeln zu mir geschlichen: Weib, man, kind, jungfrauen und knaben Ließ ich stets für dir über traben. Du soltest werlich han gedacht, Sie hetten dir ein mumschanz bracht Und dich ermant, dieselb zu halten. Dazu ist dir der mag erkalten; Dein gsicht, gehör, verstand und sin Fallen auch teglich stückweis hin; Dein bein sein schwach, der leichnam schwer, An einem stecken zeuhst daher. Dabei soltst je verstanden han, Daß auch müstest ein mal davon. Noch sprichst, du habst nicht drumb gewist: Kum her, du hast nit lenger frist.« Hieaus han wir gnugsam anzeig, All menschen sein zum tode feig; Niemand laß im zu früe bedunken, Des weinkaufs han wir all getrunken. All, was auf erd das leben hat, Muß ghorsam sein dem bittern tod, Und was sich tut im leben gerben, Das muß allsam des todes sterben. Bald wird diß leben angefangen, Ist über uns das urteil gangen Und steckt uns stetes in der haut: Für solche krankheit ist kein kraut.