Die sechsundvierzigste Fabel. Vom Weibe, die ires Bulen Abzug beweinet. Man sagt von einem geilen weib, Die het iren unkeuschen leib Mit einem jungen gselln vermischt Und im schier alles abgewischt, Als gelt und gut het im die braut Abtrieben sonder wörmekraut; Im ward vom selben bad und hitz Sein kleid gar dünn, der seckel spitz. Als er nun scheiden must von ir, Weinet sie aus der maßen ser, Wolt sich von niemand trösten laßen. Ir gspiele fraget sie: »Was maßen Weinstu so ser? Laß disen wandern; Get er heut, morgen krigst ein andern.« Sie sprach: »Ich sihe, du soltst wol meinen, Daß ich sein abschied solt beweinen? Nein zwar, des bin ich herzlich fro. Sondern er hat ein mantel do, Daß ich im den nit mag abrauben, Er dient mir wol zu einer schauben, Daß ich im den so laßen muß, Ist mir vorwar ein schwere buß.« Die fabel lert, daß huren art Von end der welt noch nie gut wart. Daran gedenk ein junger gsell, Der solche frauen bulen wöll, Daß er sich solcher bulschaft scheme Und zu der ee im eine neme, Die in für augen helt alleine; Bei den andern findt er keine. Gott geb, sie han sich, wie sie wöllen, So darfstu in nicht glauben stellen. So lang du hast gab oder gelt, So lang sie etwas von dir helt Und hat dich lieb zu allen zeiten, Sonderlich aber auf der seiten, Da dir die tasche pflegt zu hangen: Darnach hats tag und nacht verlangen. Wenn sie dir die hat ausgereumt, Sie dich bei jederman verleumdt; Darnach schleht sie dich in das gras. Denn sagst: was falscher lieb ist das! Ein süßes liedlin sie dir singt So lang als dir der pfenning klingt; Hast nit mer gelt, fürüber trab! Ein andern her! der ist schabab. So get die welt jetzt auf und ab.