Die achtundzwanzigste Fabel. Vom Wolf und dem Bilde. Der wolf kam ungefer geloffen, Eins malers werkstat fand er offen; Da lief hinein der wolf so wilde, Da fand er sten eins menschen bilde, Nach eines menschen heubt gestalt, Mit har, mit farben schön gemalt. Er nams und kert es umb und umb; Das gschnitten bild lag wie ein stum. Er schüttelts oben bei dein schopf Und sprach: »Du bist ein schöner kopf Und hast gar vil der künsten zier, Aber kein verstand ich in dir spür.« Leibliche schöne ist anzunemen, Darf sich derselben niemand schemen; Aber wenn ich eins auskiefen solt, Vil lieber ich denn wünschen wolt Des herzen zier, kunst und verstand; On das das ander ist lauter tand. Der mensch hat vil zu danken Gott, Dem er zu gleiche geben hat Aus sonderlicher gnad und gunst Ein schönen leib vol zucht und kunst. Dagegen zierts auch nicht fast wol, Wenn schöner leib ist untreu vol.