Die siebenundfunfzigste Fabel. Vom Baurn und seinen Hunden. Weit von den leuten wont ein baur, In einem wald ließ ers im saur Mit hauen und mit spalten werden, Mit hacken, reuten in der erden, Daß er im richt ein acker zu. Wie er lang het gearbeit nu, Zerran im an speis und an brot, In drang die anstehende not, Wolt er des hungers sich erweren, Hub an, sein lemmer zu verzeren, Darnach die ziegen, böck und schaf; Zuletst das los die ochsen traf: Der hub er einen an zu schlachten. Als das sahen sein hund, sie dachten, Besprachen sich: »Was wölln wir tan? Weil er die ochsen jetzt greift an, Die in teglich helfen erneren Und im allzeit den acker eren, Weil er derselben nicht verschont Und in jetzund der maßen lont, Was wolt geschehn uns armen hunden? Unser leben nicht retten kunden; Drumb ist nichts beßers, daß wir fliehen, Nicht lenger hie bei im verziehen. Denn wenn er solt die meinung han, Unsers gebeins kem nicht darvon.« Es seind vil herren, den man dient, Daß man bei in oft gnade findt, Ir diener oft genießen lan Der treu, die sie bei in getan. Dagegen man auch teglich heut Findt gar vil ungeschickter leut, Die irer diener treuen rat, Iren fleiß und alle woltat Mit tyrannei, abgunst und schelten In allem bösen widergelten, Stellen dem oft nach leib und gut, Der in all treu von herzen tut. Solchs mögen vor die augen stellen All, die eim andern dienen wöllen, Daß sie ein solchen herren treffen, Der nicht gedenket, sie zu äffen. Wenn er ir treue sol belonen, Tut er sie schmehen und behonen. Das strafet Gott zu seiner zeit: Verdienter lon in himmel schreit.