Die neunundzwanzigste Fabel. Von einem Brillenschneider. Ein armr gsell kam in ein wirtshaus, Da er ein schilt sah hangen aus; Er grüßt den wirt und wünscht im glück, Bat umb Gotts willn umb ein früstück. Der wirt blieb sten und sahe in an Und sprach: »Du bist ein junger man: Man solt ein solchen starken boßen Von jugent handwerk lernen laßen, Daß sie sichs selben mochten neren, Nit auf eins andern seckel zeren.« Er sprach: »Ich kan ein handwerk gut, Abr niemand ist, ders achten tut; Ist so verworfen und veracht, Daß michs hat zu eim betler gmacht.« Da sprach der wirt: »Was mag das sein? Kein handwerk ist so gring und klein, Wenn mans nur wil in achtung han, Man hat aufs wenigst brot davon.« Er sprach: »Ich bin ein brillenschneider: Der acht man nicht; man siht jetzt leider In großen sachen durch die finger, Lauft übers groß, stoßt sich ans gringer. Groß kameltier sie ganz verschlucken Und weichen doch die kleinen mucken. Die großen hansen irs mutwillen Verkaufen stets den armen brillen.« Es lebt die welt in solchem gdöß: Das arg nennts gut, das gute bös, Und ist all ding also verkert, Daß auch die sau hat spinnen glert.