Die einundsiebzigste Fabel. Von der Sau und einem Stauber. Ein alte sau war ganz unsauber, Belacht gar hönlich einen stauber, Drumb daß er seinem herren war In allen sachen ghorsam gar, Und sprach: »Dein herr weiß dir zu zwahen, Mit prügeln lert dich wachteln fahen Und kürzt dir alle jar die orn: Ich sahe nie kein größern torn. Dennoch so gibstu stets gehör; Es solt fürwar nicht gelten mir.« Der hund sprach: »Schweig, du grobe sau, Gee hindern zaun, die kirschkern kau; Winkelwürst ist dein best gericht: Bist vil zu grob, verstest es nicht. Mit schlägen werd ich glert und wacker. Wenn wir naus ziehen auf den acker, Fahn lerchen, wachteln oder sperhn: Krig zum wengsten ein oder zwen, Und leb mit meinem herren wol, Drumb mich solchs nicht gereuen sol.« In diser fabeln wird beweist, Wer sich zum guten zeitlich fleißt Und leßt sich strafen in der jugent, Der komt dest er zur hohen tugent.