Die achtundsechzigste Fabel. Vom Rehekalb und seinem Vatter. Das kalb redt seinen vatter an Und sprach: »Du bist ein feiner man, Von allen glidern, kopf und achsen Und hohen beinen, wol gewachsen; Zwei schöne hörner mit vil zacken, Die sein auch herter denn die wacken, Und bist vil grader denn die hund: Wie komts denn, daß dich alle stund Für in förchtest, wenn sie dich jagen, Und an dir selber tust verzagen?« Da lacht der hirsch und sprach zum son: »Wiewol ich solches alles hon, Doch wenn ich hör die hunde bellen, So tut mirs ghirn im kopf zuschwellen, Und muß an meiner macht verzagen: Denn laß ich mich von hunden jagen.« Wer in seim herzen ist verzagt, Derselb kein tapfer taten wagt; Ein unbeherzt verzagter man Der get fürwar kein künen an.