Der Thurm des Nero Gerne, wenn der Abend aus Schattenthälern Aus dem Felde steigt, das des Capitoles Majestät und finster des Kaiserhügels Trümmer umragen, Gerne dann im einsamen Hause sitz' ich So das müde Haupt mit dem Arme stützend, Wie es oft die Trauernden thun, die Freunde Ernster Gedanken. Und hinüber blick' ich, wo alter Sag' ein Schaurig Denkmal, mitten in grauer Kirchen Frommen Kreis der Thurm des Tyrannen noch zum Himmel emporstarrt; Schon entschwand die goldene Sonn', es dunkelt Abendblau in düsterem Duft um Berg und Thurm und Kirch' und schwarzen Ruin, die Erde Dunkelt, die Nacht kommt. Flammen aber röthen die Lüfte noch, und über'm Weiten graunerweckenden Bilde Roma's Glüht in langen purpurnen Strömen noch ein Blendendes Feuer. Da nun mein' ich, hoch auf dem Schattenthurme Sitze der Tyrann mit der Laut', und sänge Troja's Schicksallied, und der Himmel sprühe Nur, weil der Erde Königin entbrannt. Da erschallt der Abend- Glocken tausendstimmig Geläut: als ob des Kaisers furchtbar Lied in die Flammen tönte, Dünkt mir dann oftmals; Und allmählich schweigt es in Todtenstille, Selbst die Gluth des Himmels erbleicht, die Nebel Rauchen aus den Thälern, die Nacht deckt Rom, es Schlummert im Grabe.