2. Noch gedenk' ich jenes Morgens, Da wir uns zum erstenmale So von ohngefähr gefunden, Auf dem Esquilin! Des Klosters Stillem Garten sahn wir mächtig Sich der Palme Wuchs entheben, Und in ihrer Herrlichkeit Roms Ruinen sich entfalten. Oftmals wanderten wir einsam Der Metella Riesengrabe, Oft der Grotte der Egeria, Oft des Pincio süßen Höhen, Oder wohl des Tibers Brücken Und des Forums Tempeltrümmern, Und dem Colosseum zu, Wo der Genius uns geführet. Und wie um der Römertempel Altergraue düstre Reste Lustig Laub und heitre Blumen Gern in flücht'ger Blüthe wuchern, Wand durch ernstere Gespräche Still bedächtliche Betrachtung Sich ein kecker muth'ger Scherz In verweg'ner üpp'ger Fülle. Wahr ist es, auf meinem Boden Wuchs des Unkrauts viel, zerstörend Traf ihn Sonnenbrand und Stürme; Zwar die vollsten Rosenkränze, Doch der Dornen allzuviele Drückte mir auf's Haupt der Amor, Dem ich in Genuß und Lust Als ein irrend Weltkind glühte. Aber du im Heiligthume, Nie entweiht, hast ihm als Priester Seine geist'ge Flamm' erhalten. Ich verstand dich wohl, und gerne Hast auch du mich stets geduldet, Und so wehte mir die Schalkheit Auch ins Herz den Blüthenduft Deiner Muse, deiner Scherze. Aber laß nun, mich zu schelten! Ist die Sündfluth, die so schnelle Meine kleine Welt zerstöret, Endlich doch zurückgewichen, Und die grünen lichten Höhen Glänzen schon im Sonnenscheine, Und der Friedensbogen ruht Lächelnd im entwölkten Himmel. Eine Taube ließ ich fliegen – Deute sie – und einen Oelzweig Brachte sie zurück! ich habe Doch mein Bestes mir gerettet. Freund, mein Herz! In frischer Weihe Hat es der versöhnten Gottheit, Hat's der Muse, die dich krönt, Ew'ge Treue schon geschworen. Und so könnt' ich wohl es wagen, Dir die Freundeshand zu bieten; Wär' ich noch ein Schwärmer, rief' ich Alle Tempel Roms zu Zeugen, Doch wozu? Du liebst zu schweigen, Liebst die Einsamkeit, und freilich Dir verdenk' ich's nicht, du hast Alle Grazien zu Gespielen.