Fünftes Lied O wie gern, mein zartes Liebchen, Macht' ich dich zu meinem Weibe; Zwar ich bin noch jung an Jahren, Aber ziemlich alt am Herzen, Bin allein, der Freunde viele Hab' ich, aber keinen Freund, Und doch wünsch' ich noch mir Liebe. Ja, wie wollt' ich dann dir leben, Deine Tage fröhlich machen, Deinen stillsten Wunsch erfüllen, Deinen Willen nur befolgen, Deine trüben Launen tragen, Und zufrieden sein, wenn du Nur ein herzlich Wort mir sagtest. Aber Kind, des Capitoles Nun so tempelloser Hügel, Und des Forums heil'ge Reste, Und der sieben Berge Schwermuth, Und des alten Tibers Strömung, Raffael, und der ihm gleicht, Dieser milde reine Himmel! Welch ein Himmel, o Geliebter, Blühte dir in unverdorbner Häuslich frommer Still', im Arme Deines Weibes, groß und mächtig Sieht Rom's Welt dich an, doch leider Ist von allem dem nichts dein, Nur dein Liebchen ist dein eigen. Aber bin ich nicht ein Sänger, Der die Leier auf der Schulter, Allenthalben nach dem Schönen, Nach dem Herrlichen muß pilgern? Hier im Süden sing' ich freier, Und unsterblich einst zu sein, Soll das ew'ge Rom mich lehren. Aber glücklich dich zu fühlen, Liebster, könnt' ich es dich lehren, Komm zurück in deine Heimat, Deinen Liedern lausch' ich, alle Weiß ich treu dir herzusagen, Keiner liebt sie ja, wie ich, Wenn ich auch dich selbst mehr liebe. Denke, daß Girgenti's Tempel, Daß des Aetna rauchend Schneehaupt, Der Cyclopen Fabelinsel Und die schönen Nachbarmeere, Daß ich noch Odysseus Eiland, Und das theure Griechenland Nicht begrüßt, gesehen habe. Morgens weckte schon mein Kuß dich, Und du wärst im eignen Hause, Wohlgepflegt vom eignen Weibe, Wärst in Reinlichkeit und Ordnung, Ja, ich hülfe dir im Dichten, Und geduldig ließ ich mir Tage, Nächte lang dictiren. Sagtest du ein Wort der Wahrheit, Schön und gut, voll Herz und Seele, Dann umhalst' ich dich, und dankte Dir mit wahreren Gefühlen Als die kalte Welt; den Dichter Fürcht' ich noch in dir, doch dann Müßt' ich, wie dich selbst, ihn lieben. Säh' ich deine Stirn gerunzelt, Wollte dir der böse Dämon, Wie du's nennst, das Herz beschatten, Dann umschläng' ich dich, mit Worten Und mit Scherzen dich erheiternd; Bin ich auch an Worten arm, Hab ich doch ein Herz voll Liebe. Wärst du müde von der Arbeit, Dann für deine Ruhe sorgt' ich, Könntest mir am Busen schlafen, Alles macht' ich dir bequemlich, Und du müßtest selbst gestehen, Besser sorgt ein Weib für dich, Das dich liebt, als deine Welschen. Wolltest du allein sein, ließ ich Dich in tiefer Stille, wartend, Bis du selbst mich riefst, und endlich, Liebster Mann, laß mich's bekennen, Müßt' ich auch vor dir erröthen, Brächt' ich dir ein lächelnd Kind, Das dir ähnlich ist, entgegen – Schweige, Liebchen, solchem Glücke Schmilzt mein Herz, und trauernd such' ich, Wo du sei'st, doch wie die Lipp' auch Nach der deinen brennt, so sind wir Für den Kuß uns doch zu ferne, Laß mich in der Einsamkeit Nicht zu sehr mich einsam fühlen. Stille Gärten grünen drunten Vor dem Fenster mir, es schweiget Alles hier, denn Rom ist stille, Und im morgendlichen Dufte Schau'n die Trümmer der Cäsare Nur mich an, ich denke dein, Aber, Kind, mit welcher Liebe?