Lieder der Griechen Das Mädchen auf dem Eurotas Schwankend auf der Spiegelwelle Tanzt der leichtbewegte Kahn: Wie so freundlich, klar und helle! Bald hinunter, bald hinan! Wie die alte liebe Sonne Nieder aus dem Aether quillt, Und mit junger Lebenswonne Den erwärmten Busen füllt! Und die Lämmer, wie sie klettern Um die vollen Hügel hin! Unter grünen Lorbeerblättern Zarte weiße Schwäne ziehn! Und der Berge Duftgestalten Wie mit weichem Liebes-Kuß In der Ferne sich entfalten Ueber'm blauen Königsfluß! Ach! was ist's, das aus dem Laube Sanft und mild herüberschwirrt, Zärtlich, wie die Turteltaube, Die aus grüner Myrrthe girrt? Aus der Nähe, aus der Ferne, Aus dem Schatten, aus dem Licht, Wie die Bilder blasser Sterne, Zum verwandten Herzen spricht? Ach! die Arme kann's nicht sagen, Wenn's auch tief im Busen wallt, Und mit leisen Liebesklagen Weinend durch die Seele hallt, Wie des Windes stilles Fächeln, Der um Zweig und Blatt sich regt, Blumen, die im Thale lächeln, Gräschen auf der Au' bewegt. Nenn' ich es ein heilig Glühen, Das an Wesen Wesen zwingt, Und den Keim zum heitern Blühen, Und das Kind zur Mutter bringt? Ist's der Himmelslaut der Liebe, Der das Innerste durchklingt, Und mit namenlosem Triebe Herz an Herz zusammenschlingt? Was ich ahnte, was ich fühlte, Noch als kaum entquoll'nes Kind, Was mir meine Wangen kühlte, Ach so oft und doch so lind! Was mir zart, wie Mondlicht, webend Oft ins nasse Auge kam, Und wie Lindenblüthe, bebend Durch den off'nen Busen schwamm, Naht es nun mit leisem Wogen, Stillt es nun mein weinend Herz? Ach! ich ward so oft betrogen, Und er ist so tief, mein Schmerz! Und so glühend ist mein Sehnen! Ahn' ich, ahn' ich deine Spur? Ist mein Hoffen, ist's kein Wähnen, Ew'ge heilige Natur? Diese Ruhe, diese Stille! Ja du bist es! Welche Lust! Welche zarte Liebesfülle An der warmen Mutterbrust! Wie ein ausgehaucht Verlangen, Liegt vor mir die volle Flur! Daß ich könnte dich umfangen, Ew'ge, heilige Natur!