40. An den Genius der Menschlichkeit 31. März 1790. Hinweg, wer kühn ins Heiligtum, Unreines Herzens, drang! Des Weins Erschaffer, ihm zum Ruhm Ertönt der Hochgesang! Es bebt der Saal in Götterglanz! Heil, Heil dir! guter Geist, Der uns, entwöhnt des niedern Tands, Durch Sturm und Wolken reißt! Du hast die Menschen zum Genuß Des Lebens erst geweiht, O namenreicher Genius Der edlern Menschlichkeit. Du lehrst, als Noah, als Osir, Die rohe Wildnis bau'n; Preis dir, Jao! Bacchus, dir! Erschallt's von grünen Au'n. Nach Beer' und Eichel, ungeschlacht, Durchbrach der Mensch den Wald, Kaum schlau zum Fischfang und zur Jagd, Und haust' in Kluft und Spalt. Sein Weib und Kind durchheult' um ihn Den Sturm, ohn' Hüll' und Glut; Oft naht' ein Feind, vom Hunger kühn, O Graun! und schwelgt' in Blut. Dein Lenz erschien: die Wilde traf Ein Lamm gesäugt am Bach! Sie reichte Klee dem frommen Schaf, Und blökend folgt' es nach. Mit Herd' und Hund durchschweifte man Forthin die öde Welt; Die Hirtin melkt' und sang und spann, Und wirtlich raucht' ihr Zelt. Schon milder, trennte schmerzhaft sich Vom schönen Thal die Schar, Und ach vom Freund, der nachbarlich Ihr Trost und Umgang war. Da pflanztest du des Landes Frucht Ins schöne Thal hinein: Getreid' und Obst in reicher Zucht, Und Honig, Öl und Wein. Die Ordnung schmückte Dorf und Stadt, Vom schönen Volk umblüht, Die Kunst mit Meißel, Schnur und Rad, Der Weisheit Red' und Lied. Vom Staube lehrte himmelwärts Religion entfliehn, Und wonnevoll vernahm das Herz Der Sphären Harmonien. O weh ihm, wessen Hand ein Glied Der Kette frech zerreißt, Die sanft empor zur Gottheit zieht Des Göttersohnes Geist! Ein Tier des Feldes, wühlt er nur Nach schnöder Sättigung; Ihn labte nie dein Reiz, Natur, Ihn nie des Liedes Schwung! Heil, Heil! erhabner Genius Der edlern Menschlichkeit, Der Sinn' und Herzen zum Genuß Urreiner Schöne weiht! Dir schwören wir beim Feiertrank Von neuem Biedermut; Und laut ertönt's im Hochgesang: Seid menschlich, froh und gut!