Amor und sein Bruder Um die stille Mitternacht, Wenn allein die Liebe wacht; Wenn die schattenvolle Welt Nur der hohe Mond erhellt: Schlief die Nachbarinn Elmire; Wenigstens ihr Alter schlief: Als vor ihres Hauses Thüre Cyperns Gottheit pocht', und rief. Wer ist hier? wer lärmt noch so? Ach! mein güldner Traum entfloh! Rief die Magd halbschlafend aus, Gähnt' und taumelte vors Haus. Amor fleht' in ihren Armen; Und, wie alle Welt gesteht, Muß ein Mädchen sich erbarmen, Wann ein milder Amor fleht. Ihm wird willig aufgethan; Und sein Bruder hängt sich an: Halb bedeckt ein Epheü-Kranz Seines güldnen Hornes Glanz. Seine schlauen Blicke brennen; Jede Sehne schwillt von Kraft: Die ihn kennen wollen, nennen Ihn den Gott der Hahnreyschaft. Amor thut sogleich bekannt, Lehnet an die nächste Wand Seinen Bogen lachend hin, Hüpft und ruft mit frohem Sinn: Troz der fest verschlossnen Thüre, Bruder! half ich dir herein. Jung und feurig ist Elmire: O sie wird nicht grausam seyn!