An die Freyheit Du, die den nackten Wilden In Wäldern glücklich macht, Und unter königlicher Pracht Noch in Britanniens Gefilden Vom güldnen Thron gebeut, Im Schooße stolzer Sicherheit: Du Mutter wahrer Freuden, Nicht bloß im Ueberfluß, O Freyheit, unter deren Fuß Auch Felsen und verbrannte Heiden Von ungewohntem Grün Und tausend Bluhmen duftend blühn! Erstaunte Völker melden Die Wunder deiner Hand: Du schmückest ein geliebtes Land Mit Patrioten, Weisen, Helden: Derselben Arm und Rath Sind ehrne Mauern um den Staat. Beseelt von deinem Feuer, Denkt jeder Bürger groß. Die Muse flieht in deinen Schooß, Und ihre hochgestimmte Leyer Tönt göttlichen Gesang, Wie sonst am Tieberstrom erklang. Doch träg, in dunkler Höhle, Liegt feige Sklaverey: Sie lähmt im Joch der Tyranney Die kühnen Schwingen unsrer Seele: Sie wischt erhabne Lust Zum wahren Ruhm aus unsrer Brust. Sie hat des Menschen Leben Und was ihm heilig heißt, Und seinen freygebohrnen Geist Der frechen Willkühr preis gegeben, Die unser Blut vergießt, Wie Wasser, das am Wege fließt. Gieb, Göttinn, deinen Freunden, Den Alemannen Muth! Wie? Eigennutz und blinde Wuth Verrathen uns verschmitzten Feinden? Spricht uns ein Fremder schon In unsern festen Städten Hohn? Ist Leiden, nicht, sich Rächen, Nun freyer Deutschen Pflicht? Wie wird von unsrer Schande nicht Die Nachwelt einst erröthend sprechen Und zürnen, wann sie hört, Daß Deutschland seine Feinde nährt: Wo seine Fürsten wohnten, Nun einsam Elend ist, Und räuberische Flamme frißt, Was Geiz und Plünderung verschonten, Bis Deutschland keine Stadt, Nur seiner Städte Leichen hat! So tief sind wir gesunken! Wer diese Frevel sieht, Und nicht von edlem Unmuth glüht, Hat der an deutscher Brust getrunken? Mit nahem Joch bedroht, Scheut ein Germanier den Tod?