2. Durand Nach dem hohen Schloß von Balbi Zieht Durand mit seinem Spiele; Voll die Brust von süßen Liedern, Naht er schon dem frohen Ziele. Dort ja wird ein holdes Fräulein, Wann die Saiten lieblich rauschen, Augen senkend, zart erglühend, Innig atmend niederlauschen. In des Hofes Lindenschatten Hat er schon sein Spiel begonnen, Singt er schon mit klarer Stimme, Was er Süßestes ersonnen. Von dem Söller, von den Fenstern Sieht er Blumen freundlich nicken, Doch die Herrin seiner Lieder Kann sein Auge nicht erblicken. Und es geht ein Mann vorüber, Der sich traurig zu ihm wendet: »Störe nicht die Ruh der Toten! Fräulein Blanka hat vollendet.« Doch Durand, der junge Sänger, Hat darauf kein Wort gesprochen, Ach, sein Aug ist schon erloschen, Ach, sein Herz ist schon gebrochen. Drüben in der Burgkapelle, Wo unzähl'ge Kerzen glänzen, Wo das tote Fräulein ruht, Hold geschmückt mit Blumenkränzen, Dort ergreifet alles Volk Schreck und Staunen, freudig Beben, Denn von ihrem Totenlager Sieht man Blanka sich erheben. Aus des Scheintods tiefem Schlummer Ist sie blühend auferstanden, Tritt im Sterbekleid hervor Wie in bräutlichen Gewanden. Noch, wie ihr geschehn, nicht wissend, Wie von Träumen noch umschlungen, Fragt sie zärtlich, sehnsuchtsvoll: »Hat nicht hier Durand gesungen?« Ja, gesungen hat Durand, Aber nie mehr wird er singen, Auferweckt hat er die Tote, Ihn wird niemand wiederbringen. Schon im Lande der Verklärten Wacht er auf, und mit Verlangen Sucht er seine süße Freundin, Die er wähnt vorangegangen. Aller Himmel lichte Räume Sieht er herrlich sich verbreiten; Blanka! Blanka! ruft er sehnlich Durch die öden Seligkeiten.