Der Ring Es ging an einem Morgen Ein Ritter über die Au. Er dacht in bangen Sorgen An die allerschönste Frau. »Mein wertes Ringlein golden! Verkünde du mir frei, Du Pfand von meiner Holden, Wie steht es mit ihrer Treu?« Wie er's betrachten wollte, Vom Finger es ihm sprang, Das Ringlein hüpft' und rollte Den Wiesenrain entlang. Er will mit schnellen Händen Es haschen auf der Au, Doch goldne Blumen ihn blenden Und Gräser, betropft von Tau. Ein Falk es gleich erlauschte, Der auf der Linde saß, Vom Wipfel er niederrauschte, Er holt' es aus dem Gras. Mit mächtigem Gefieder Er in die Luft sich schwang. Da wollten seine Brüder Ihm rauben den goldnen Fang. Doch keiner gewann's von allen, Das Ringlein fiel aus der Höh. Der Ritter sah es fallen In einen tiefen See. Die Fischlein hüpften munter, Zu haschen den goldnen Tand; Das Ringlein sank hinunter, Bis es den Blicken schwand. »O Ringlein! auf den Triften, Da äffen dich Gras und Blum; O Ringlein! in den Lüften, Da tragen die Vögel dich um. O Ringlein in Wassers Grunde, Da haschen die Fische dich frei. Mein Ringlein! ist das die Kunde, Die Kunde von Liebchens Treu?«