Das Ständchen Garten. Mondschein. Junker David. Absalon und andere Bediente Davids. Wie angenehme, warme Sommernacht! Die Frösche singen und die Grillen pfeifen; So stimmen wir auch unsre Musik an! Wir sollten eine schwärzre Nacht erwarten Mit unsrem Frevel gegen die Musik; Verruchte Thaten lieben Finsterniß. Hier ist kein Frevel, meiner Dame Herz Möcht' ich ersteigen auf der Töne Leiter. O trauet Eurer Leiter nicht zu sehr! Es krachen, brechen alle Sprossen. Schweig! Was murrst du ewig, du Undankbarer, Den brodlos ich in meine Dienste nahm? Noch hatt' ich Brod und brodlos ward ich erst In Eurem Dienst, vom Dienste lebt sich's nicht. Doch dies ist nicht mein höchstes Mißgeschick. In der Musik ließ ich dich unterweisen Auf dein inständig Flehen. Traun! Ihr trefft Die rechte Saite, die Ihr nie noch traft. Als ich ein Knabe war, da kamen oft Die Harfner, wandernd, vor des Vaters Thür. Sie dünkten theure Boten mir zu sein Aus einer Welt von vollern Harmonien, Nach der sie heißes Sehnen mir erweckten. Und bald verließ ich meiner Eltern Herd, Als wollt' ich suchen das gelobte Land, Wo jene Himmelssprache der Musik Gesprochen würde – weh! ich kam zu Euch, Dem Gegenfüßler der melod'schen Zone. Ha! stammt nicht mein tonliebendes Geschlecht Vom König David her, der Harfner erstem? Von König David und Bathseba wohl, Drum blieb zum Fluch Euch der unsel'ge Hang. So sucht' ich dich umsonst mir zu verbinden, Da ich den Namen Absalon dir gab Und väterlich die Kunst in dir gepflegt? Ich weiß es nicht, durch welchen Höllenzauber Ihr mich gerissen aus der Christenheit Und fest mich haltet in verhaßtem Bann. Vergebens gab ich dir die schöne Geige, Ein werthes Erbstück, trefflich ausgespielt? Das eben ist mein Jammer, daß Ihr mich Gekettet an dies mißgelaunte Werkzeug, Dies Ungeheuer, jeden Wohllauts Feind, Ganz ungelehrig für die Melodie. Mein Flehen, all mein innigstes Verlangen Hat ihm noch keinen lautern Ton entlockt. Ich mag es streicheln, schüttern, schlagen, nichts Gewinn' ich, als ein mürrisches Gekreisch. Ich hörte, daß man böse Geister oft In Säcke bannt und in den Strom versenkt; Fürwahr! in dieser Geige Kasten sind Des Mißlauts Plagegeister all gebannt, Wo sie nun ewig stöhnen, winseln, heulen. Laßt mich sie senken in des Meeres Tiefe, Zum tauben Abgrund, zu den stummen Fischen! Und reißt sich dennoch solch ein Mißton los, Dann bäumt, ihr Wellen, euch, verschlinget ihn! Ihr Stürme, macht euch auf, ihn zu zerreißen, Bevor zu Menschenohren er gelangt. Halt ein! Zum Werk, ihr Leute! Flugs gestimmt! Sie stimmen. Ist keine Rettung? Ist die Harmonie Gestorben? Sind die Engel der Musik Gefallen und Satane worden? Still! David ward herabgelassen Von dem Fenster an dem Seil, Michal, seine treue Gattin, Ließ ihn nieder, ihm zum Heil. Schönstes Fräulein! liebste Michal! Hör' auf meiner Triller Lauf! Ziehe du zu deinem Fenster Mich verkehrten David auf! Baalspfaffen ihr mit grimmigem Gekreisch, So muß ich noch als euer Opfer sterben! Bin ich von diesem grausen Mißgetön Nicht krumm gewachsen? Haben sich die Augen Mir nicht verdreht? Verruchter Lästerer! Verhöhnest du des eignen Herrn Gestalt? Nun weiß ich, wie dem Absalon es war, Als an den Haaren er vom Baume hieng Und ihm drei Spieße fuhren durch das Herz. O Undank! wahrhaft zweiter Absalon! Ich könnte nicht dem Absalon verargen Den Aufruhr gegen seinen eignen Vater, Wenn dieser hätte musiziert wie Ihr. Recht rührend war's. Ein Stein erbarmte sich. Gebt Acht, daß nicht dies Haus zusammenstürzt! Amphions göttliche Musik bewog Die Steine, selber sich zum Bau zu fügen, Die unsre muß der Mauern Fugen lösen. Was zeigt sich Weißes dort am Fenster! Seht Die Feueraugen! Merket auf, sie spricht! Des Fräuleins Katze ruft uns Beifall zu. Das Fräulein wird sich in die Decke hüllen, Ergrauend vor der Nachtgespenster Lärm. Nur Eines noch, so wird sie selbst erscheinen! Sie stimmen wieder. Der Mond, die Sterne, die so freundlich erst Herniederlauschten, hoffend auf Musik, Sie haben, gleich dem Fräulein, sich verhüllt. Wir haben aufgeregt des Himmels Zorn, Ich höre schon die fernen Donner grollen. Der Himmel wirft die Blitze nach uns aus, Wie König Saul nach Eurem Ahn den Spieß. Es schlägt der Blitz wohl gern in die Musik? Mich überfällt ein Schauer. Laßt uns fliehn? Hätt' diese Unmusik noch lang gewährt, Es wären, traun! Erdbeben noch entstanden, Die Erde hätt' im Innern sich geschüttelt. Ich höre dich, gewalt'ge Donnerstimme! Dich herrlichen Choral der Wolken. Vergeh, erbärmlich Machwerk! ich bin frei! Er schleudert die Geige an die Mauer. Ab.