Die Objektiven Beleidigungsklagen dankend verbeten Wenn so fünf Männer Sonnabend abends um einen runden Tisch herum den Bierskat kloppen – und sie habens auch niemals über (wegen dumm) –; wenn sie von Politike brummeln, im Maule die Zigarrenstummel, von Hindenburg und Ludendorffen, und wie wir fast Paris geworfen, vom Präsidenten in der Stadt, der keinen Bohrt wie Wilhelm hat; wenn sie so zwischen As und Trümpfen – (»Wer jibt?«) – auf Kommunisten schimpfen – die Welt ist eine Kinderfibel, das Morgenblatt ist ihre Bibel –; wenn Lehmann ansagt: »Knautschke hats!« –: Das nennt man einen Stammtischschwatz. Doch wenn fünf Männer in Talaren an einem langen Sitzungstisch ein Menschenkind da im Verfahren verknacken frisch und künstlerisch – was sie als Studios schon forcierten, geführt von ihren Erstchargierten; was sie als Referendare lernten: den Glauben an die reich Besternten; was der Assessor, scheu geduckt, dem Staatsanwalte abgeguckt – wenn diese fünf bei den Prozessen ihr ganzes Leben glatt vergessen, weil Orgeschmann und Sozialist für das Gericht dasselbe ist! wenn da was fällt wie'n Donnerkeil –: Das nennt man ein Gerichtsurteil. Justitia! Ich wein bitterlich: Du gehst auf einen langen ––––––– · Theobald Tiger Die Weltbühne, 24.02.1921, Nr. 8, S. 218.