Eisenbahner Im Stellwerk wachen in der Nacht – Marsch – Marsch! Zehn Stunden Dienst gemacht! Die schweren Hebel an der Hand, Hitze und Zugwind am Führerstand. Im Bauch kalten Kaffee, im Kopf das Signal, die Strecke abgehen, hundertmal –: das macht das Unterpersonal. Hingegen: Verfügungen schmieren, wie die dienstlichen Mützen auf dem Proletenkopf sollen sitzen; nur die eigene Behörde kennen; sich gegenseitig zum Geheimrat ernennen; vom grünen Tisch den gemeinen Haufen regieren, daß alle in Akten versaufen; auf Wersalljes schimpfen, aufs Material –: das tut das Oberpersonal. Den Kopf hinhalten vor Gericht; Maul halten, wenn der Richter spricht; die Brust hinhalten, wenn es sprüht, undichtes Rohr . . . der Dampf verbrüht . . . ein heißer Strahl . . . weg, ins Spital . . . So fünfzig–, hundert–, tausendmal –: das macht das Unterpersonal. Hingegen: Intrigieren und organisieren – paragraphieren und reglementieren. Geht es bei Katastrophen ans Leben, sich »persönlich auf den Schauplatz begeben«; an Vorschriften und Verfügungen polken, (wie ein Mond leuchtet Dorpmüller aus den Wolken). Für die andern: Kommiß. Für sich selber: sozial. Das macht das Oberpersonal. Wir rufen ihm zu, so wie es da ist, ein Signal, das kein Proletarier vergißt: Abfahren! Abfahren! Abfahren –! · Theobald Tiger Arbeiter Illustrierte Zeitung, 1930, Nr. 20, S. 389, wieder in: Lerne Lachen, auch u.d.T. »Die Reichsbahn«.