Malwine Ich habe mich deinetwegen gewaschen und rasiert. Ich wollte mich zu dir legen mit einem Viertelchen, mit einem Achtelchen – Malwine! Doch du hast dich geziert. Der Kuckuck hat geschrien auf deiner Schwarzwalduhr. Ich lag vor deinen Knien: »Gib mir ein Viertelchen! Gib mir ein Achtelchen! Malwine! Ein kleines Stückchen nur!« Dein Bräutigam war prosaisch. Demselben hat gefehlt, dieweilen er mosaisch, ein kleines Viertelchen, ein kleines Achtelchen . . . das hätt dich sehr gequält! Du hast mir nichts gegeben und sahst mich prüfend an. Das, was du brauchst im Leben, sei nicht ein Viertelchen, und nicht ein Achtelchen . . . das sei ein ganzer Mann –! Mich hat das tief betroffen. Dein Blick hat mich gefragt . . . Ich ließ die Frage offen und habe nichts gesagt. Daß wir uns nicht besaßen! So aalglatt war mein Kinn. Nun irr ich durch die Straßen . . . Malwine –! und weine vor mich hin. · Theobald Tiger Die Weltbühne, 11.11.1930, Nr. 46, S. 732, wieder in: Lerne Lachen.