Die Schweigende Erst haben wir davon gesprochen – du hörtest freundlich zu –, ob unsre alten Männerknochen sich niemals in den Hörselberg verkrochen . . . Und du? Er sagte: »Ach, ich bin ein böses Luder! Die Frauen fehlen mir. Ich fresse jedes Jahr ein halbes Fuder, wild tobt mein Herz, stäubt nur ihr weißer Puder . . . « Was klopft denn dir? Er sagte: »Rausch! Nur Rausch vor allen Dingen! Vor dem Verstand verblich schon manche Göttin mit den Strahlenschwingen – Mich packt es jäh, wenn meine Sinne singen . . . « Und dich? Ich sagte: »Rausch ist eine schöne Sache, deckt er uns zu. Doch geben Sie mir auch die eine wache Sekunde nur, in der ich rauschlos lache . . . « Und du? Du sprichst kein Wort. Du siehst nur so auf jeden von uns – und während alles weit verklingt, und während wir voll Männerweisheit reden: blitzt auf in einem dunkeln Garten Eden dein sieghafter Instinkt. · Kaspar Hauser Die Weltbühne, 03.07.1919, Nr. 28, S. 22, wieder in: Fromme Gesänge.