An eine Marie vom Lande Marie – Du ringst die derben Hände: »Du Sündenbabul! Pfui Berlin!« So streust Du über das Gelände den Dung und die Entrüstung hin. So geußest Du ob dem gewellten Asphaltreich den Kritikbericht . . . Marie – es dürfen viele schelten! Du nicht! Bedenk, wir könnten Dir erschließen, wie bei Dir draußen auf dem Land – dem rechts der Elbe – Preise sprießen, die vormals dort kein Mensch gekannt. Wir könnten Dir so manches zeigen von Polenarbeit, Menschenpflicht . . . Es ist jetzt Krieg – und wir, wir schweigen. Du nicht. Wir sind durchaus nicht so begeistert, von allem, was die Panke beut: der Schieber, der die Wechsel meistert, die Dame, die den Schieber freut; das Kino-Café gegenüber, der Händler, den der Hafer sticht . . . Es gibt ja manche, die stehn drüber. Du nicht. Hör auf, uns sauer anzumucken – bei uns hast Du damit kein Glück. Man kann zwar leicht nach unten spucken, nach oben nicht – das fällt zurück. Hier ziehts! Du kannst Dich leicht erkälten – und Du stehst selber vor Gericht. Marie – es dürfen viele schelten! Du nicht! · Theobald Tiger Die Schaubühne, 31.10.1916, Nr. 44, S. 416.