Der Hosenschnüffler In einem Stück von Sudermann fällt baß ein Herr in Liebesbann. Das kann vorkommen. Der Schauspieler als alter Rasch- hoff faßt sich in die Hosentasch. Das kann auch vorkommen. So hätten wir den brünstigen Vater als Taschenspieler im Theater . . . Das darf nicht vorkommen! Herr Brunner, der dergleichen sah, war eines Tages plötzlich da. Er staunte murrend: Was is diss? Und nahm ein Happen Ärgernis. Und es erregten ihre Geister mit ihm zwei Kriminalwachtmeister. Das kann vorkommen. Man schleppt die Hose vors Gericht: Ist dies nun Unzucht oder nicht? Der Richter sah recht tief hinein und sagt zu Brunnern: »Leider nein!« So sprach man jenen Mimen frei. Der lachte froh und rief: »Ei, ei!« O Brunner! Stecke deine Nose nicht in des Künstlers Lodenhose! O Brunner! daß es stets so bliebe: Kurz ist die Kunst – und ewig lang die Liebe! · Theobald Tiger Die Weltbühne, 25.11.1920, Nr. 48, S. 630.