Villa Borghese Niemals veraltet dein Reiz, So oft ich hier wandle. Dank dem edlen Geiste, Der das süsse Labyrinth erschuf Und uns vergönnte, Hier, wo aus grünen Bäumen Bilder uns grüßen, Wo Blumenpracht den Frühling ausgießt, Und Duft und Farben spendend Alle Sinne mit Zauber umstrickt, Glücklich zu seyn. Dort das sprudelnde Wasser, Und in dem einsamen Raum Unter Eppich und Ulmen versteckt, Die niederperlenden Tropfen Kristall's, Die in Marmorbecken Melodisch fallen und klingen: Dazu der Turteltaube Liebesklage Aus dichterem Gebüsch, Den wilden Waldruf Fremden Geflügels. Wie oft schon trank ich hier das süßeste Innigste Leben entzückt. – Hier auch bist du gewandelt, Edelster Genius, Unsers Vaterlands Zier und Lust, Göthe, deutscher herrlicher Sänger. Hier, so verkündet die Sage, Ward dein Lied vom Tasso gedichtet, Und jedes lispelnde Blatt, Der Lorbeer rauscht deinen Namen, Die Springquellen reden von dir, Und ein Geisterschauer Fliegt über mir hinweg Und säuselt noch heilig in den fernen Pinien. So les' ich täglich die alte Welt, Stein und Boden und Fluß, Himmelsbläue und Baum Reden von ihr. Des Mittelalters Wunder, Die Kraft der Religion, Die Helden der Vorzeit, Treten sichtlich vor mich hin, Mit Glanz umflossen. Schwebt mir Rafaels Schatten Grüssend vorüber, Er inmitten der Schaar Der begeisterten Dichter und Bildner, Erwiedr' ich mit Thränen den Gruß. Und nun noch muß mir die süßeste, lieblichste Schönste Erinnrung begegnen, Deine hohe Gestalt, Du mir von Kindheit befreundet, Vorbild und Muster, In dessen Lied mir der trunknen Begeistrung Quelle rauscht, Du, der den Muth der Brust mir weckst, Und, Unerreichbarer, im Kampf der Liebe Das frohe Gefühl mir wieder In Beschämung wandelst.