Pallast T. in Mantua Kann ein Kranker, Schmerzensreicher Ohne inn'ges Mitgefühl Diesen Sturz der Riesen sehn? Wie sie zerschmettert, In Bergen vergraben, Ohnmächtig diese, Jene noch kämpfend, Sterbend der in stiller Wuth, Rings die weite Landschaft füllen? So mächtig groß und wild, Als wenn aus ihren Gebeinen Die Felsen der Erde erwüchsen, Die dann noch in stummer Geberde Durch alle Jahrtausende Dem Himmel dräun. Oben die Götter In Sorg' und in Kampf, Hülfthältig jeder. Nur ein schlauer Satyr Nimmt, in den Greuel der Verwüstung Entsetzt hinunterschauend, Noch die lüsterne Nymphe Mit ihr entfliehend: Mag Zeus nun siegen, Die Titanen den Himmel stürmen, Er hat den Augenblick erobert. O kühner, zu kühner Julius! Wie verwegen hat deine Zauberhand Dies übermenschliche Gedicht vollendet! Und welche Anmuth, welche Frische, Welcher Liebreiz und stille Wonne, Dort auf dem Lager Psyche's und Amor's. Süß befriedigt Ruht das beseligte Paar, Und reines Entzücken Strahlt aus den reinen Formen Hell den Beschauer an. Und Centauren und wildes Ungethier, Und leichter Scherz und Lüsternheit Zieht wie ein muthwilliges Gedicht Durch alle Mauern des Palastes. Ja wohl war dein edler Meister todt, Und der ungezogne Liebling der Grazien, Im eignen Uebermuth sich taumelnd, Hat Rafaels Genius Mit heißem Weine trunken gemacht, Und mehr als begeistert Schwärmen die bacchantischen Bilder Tobend, jubelnd umher, Eigenwillig bei Paukenklang, Mit Cymbelngetön Die Gränze des Parnassus überschreitend. Doch alle Musen lächeln Von oben herab, Und die Grazien sinnend Wenden sich halb, Doch leuchtet ihr heller Blick, Ohne Tadel und Mißmuth Ungetrübt auf die frische Lebensdichtung.