Die Marionetten Die künstlichen Burattini zu sehn Sucht' ich in finstrer Nacht Den großen Platz Navona. Im Corso blendeten die Feuer, Betäubte das Geschrei Der Fruchtverkäufer. Still und dunkel in den Nebengassen: Als ich geblendet, betäubt Den Weg erfrage, Stürzt mit Löffel und Schürze Ein Koch aus dem Pallaste Und führt mich belehrend und schwatzend Einige Straßen hindurch, Sich dann entschuldigend Daß seine Bestimmung zurück ihn rufe Rennt er hastig von mir Ohne nur Dank zu erwarten. Seiner Weisung folgend Tapp' ich durch die Finsterniß hin Die dichter und dichter sich vor mich baut. Endlich steh' ich ruhend, Rathlos und verirrt, Kein Mensch in der Nähe. Da wandelt' eine Gestalt heran: Wo geh' ich wohl zum Platz Navona? Ertönt die bescheidene Frage. Der edle Römer kommt mir näher. Sie sind ein Fremder, so beginnt er, Kein Wunder, daß in der furchtbaren Finsterniß Ihr Fuß irre geht, Und wir Armen, Elenden Stehn noch so weit andern Nationen zurück, Daß wir niemals Laternen zünden Als nur vor Marienbildern. – Er trat mir näher und faßte meine Hand: Doch gute, hülfreiche Menschen, Sprach er leiser und liebevoller, Ersetzen Licht und Fackel; Und wer wäre der Elende, Der nicht gern und mit Freuden selbst Dem verirrten Nächsten hülfe? Sei's auch mit Opfer der Zeit, Daß er mit ihm bleibt und wandelt. Und wehe dem Eigennützigen, (Er ist kein ächter Römer) Der nur um schnödes Geld Dem Fremdling seine Dienste widmet. Nein, immer war unsre hohe Stadt berühmt, Daß sie gern Hülfe, Rath und Trost spendete, Ohne nach dem blanken Gewinn zu schielen. Auch ich rühme mich ein solcher Bürger zu seyn, Und mancher Dankbare nennt meinen Namen Und mancher Undankbare verschweigt ihn. So hat das Schicksal es freilich gefügt, Daß ich meiner Großmuth nicht mehr gehorchen darf, Flehende Kinder, die weinende Gattin Jammern ihr mächtiges Nein entgegen, Doch kann sich mein Herz nicht gewähren Eng und kargend nach Geld zu trachten. Anders ist es freilich mit Edlen, Von denen darf auch der Stolze empfangen, Und der Freigebige, der tausendmal gab, Werde nicht roth auch einmal zu nehmen, Denn das ist gewiß, Die größesten Herzen, Die feinsten Gemüther, Kommen jenseit der Alpen uns herüber. Ich, des Geschwätzes müde, Hatte schon die Silbergroschen gefaßt, Die ihm nun in die Finger glitten: Doch wo ist der Platz? Fragt' ich ungeduldig. Trefflichster, sagte der Schalk, Indem er mit leiser Hand Die Wange mir rührend den Kopf mir richtete, Hier liegt er vor denenselben, Wir stehn schon darauf. Weder mein Lachen noch den Zorn erwartend, War er schnell in der Dunkelheit entwichen.