Arion Arion schifft auf Meereswogen Nach seiner theuren Heimath zu, Er wird vom Winde fortgezogen Die See in stiller, sanfter Ruh'. Die Schiffer stehn von fern und flüstern, Der Dichter sieht in's Morgenroth, Nach seinen goldnen Schätzen lüstern Beschließen sie des Sängers Tod. Arion merkt die stille Tücke, Er bietet ihnen all' sein Gold, Er klagt und seufzt, daß seinem Glücke Das Schicksal nicht wie vordem hold. – Sie aber haben es beschlossen, Nur Tod giebt ihnen Sicherheit, Hinab in's Meer wird er gestoßen, Schon sind sie mit dem Schiffe weit. Er hat die Leyer nur gerettet, Sie schwebt in seiner schönen Hand, In Meeresfluthen hingebettet Ist Freude von ihm abgewandt. Doch greift er in die goldnen Saiten Daß laut die Wölbung wiederklingt, Statt mit den Wogen wild zu streiten Er sanft die zarten Töne singt: Klinge Saitenspiel, In der Fluth Wächst mein Muth, Sterb' ich gleich, verfehl' ich nicht mein Ziel. Unverdrossen Komm' ich, Tod, Dein Gebot Schreckt' mich nicht, mein Leben ward genossen. Welle hebt Mich im Schimmer, Bald den Schwimmer Sie in tiefer, nasser Fluth begräbt. So klang das Lied durch alle Tiefen, Die Wogen wurden sanft bewegt, In Abgrund's Schlüften, wo sie schliefen, Die Seegethiere aufgeregt. Aus allen Tiefen blaue Wunder, Die hüpfend um den Sänger ziehn, Die Meeresfläche weit hinunter Beschwimmen die Tritonen grün. Die Wellen tanzen, Fische springen, Seit Venus aus den Fluthen kam, Man dieses Jauchzen, Wonneklingen In Meeresvesten nicht vernahm. Arion sieht mit trunknen Blicken Lautsingend in das Seegewühl, Er fährt auf eines Delphins Rücken, Schlägt lächelnd in sein Saitenspiel. Der Fisch, zu Diensten ihm gezwungen, Naht schon mit ihm der Felsenbank, Arion hat den Fels errungen Und singt dem Fährmann seinen Dank. Am Ufer kniet er, dankt den Göttern, Daß er entrann dem nassen Tod. Der Sänger triumphirt in Wettern, Ihn rührt Gefahr nicht an und Tod.