Der Morgen Wieder durchwandl' ich In früher Morgenkühle Den Berg, und klettre hinauf und ab, Ganz den Segen fühlend der Natur. Da tönt von oben, Seltsamen Klanges Das Lied einer Hirtenpfeife, Und alsbald seh ich in Sprüngen Nach dem Takte tanzend Die muntre Ziegenheerde Von der Felsentreppe niedergaukeln, Mit klugem Aug' und feinen Fuß Die Sprünge sicher messend. Der Führer der Schaar Ein brauner, kleiner Knabe, Musizirt ernst mit voller Kraft Und freut sich seiner Scholaren. Doch wie er nieder hüpft Und den Fremden gewahrt Steckt er alsbald Sein Lied abbrechend Die Flöte schnell und scheu in die Hirtentasche. Ich red' ihn an, und erröthend Lüftet er den Hut und blondes Haar Rollt sich um die braunen Wangen, Er athmet schwer und blickt von der Seite scheu. Zeige mir, bitt' ich, die Pfeife, Die ich noch nie von dieser Form gesehn, So wie ich auch noch nie So wunderlichen Ton vernommen. Er hält mit beiden Händen fest Die Hintertasche geschlossen Und ruft mir ein dreistes Nein entgegen. Was ich überrede und schmeichle, Alles vergebens, Der Kleine beharrt auf seinem Eigensinn, Mein Geschenk verweigert er fest, Und steht auf dem Sprung Seinen Ziegen zu folgen, Die von den nächsten Klippen Fragend zu ihm herübersehn. – »So sage mir mindestens, Warum ich die Pfeife nicht betrachten darf?« – Und er mit großen Augen: Wer eine solche Flöte, So schön und herrlich, Einmal in Händen hat, Giebt sie niemals zurück. – Mit dem scheuen Worte Rennt er über die Steine fort, Und erst in der Ferne Tief unten im Thal Erklingt sein muntres Morgenlied von neuem.