Der Bettler Kann ich dem dreisten Schwätzer, Dem bettelnden Redner, Dem ich stets heimkehrend vorüber wandle, Nimmer entgehn? Arm ist er nicht, Und dennoch bin ich gezwungen Ihm mehr zu reichen Als dem Elend-Dürftigen? Soll ich dort die Straße wählen? Nein! schäme dich dieser Schwäche! Mag er doch reden, Bitten und beten, Dreister Stirne geh' ich Ihm fest vorüber, Und keine Münze, kein Kupfer, Soll seiner Redekunst ein Opfer fallen. – Schon gewahrt er mich von fern, Er schwenkt den großen dreikantigen Hut, Und seine wohllautende volle Stimme tönt: Gebenedeit sei dort, der Edle, Der täglich leichteren Schrittes schon Durch unsre berühmten Gassen wandelt! Wohl haben meine frommen Gebete Dem Trefflichen genützt: Wie krank und schwach Schritt er mir ächzend das erstemal vorüber! Rüstigen Ganges, ohne Stab, Seh' ich ihn bald in voller Gesundheit prangen. Wer bin ich Aermster, Der ich hier als ekler Krüppel Auf der Gasse liegen muß, Daß ein solcher lieber, theurer Mann, Je um diese verzerrte Figur sich gekümmert? – Näher kommt er und mir näher. Ei! welch mildes Antlitz! Wär' ich nicht ein Verworfner, Wenn meine fromme stille Freude Nur dahin zielte, Eine Gabe von ihm zu empfangen? Fern sei von mir so niedrer Gedanke! Nein, Belobtester, Wackerster, Schreitet, schreitet dreist vorüber, Seht nicht her nach dem ärmsten eurer Verehrer, Der doch für euch beten und wünschen wird: Bettl' ich gleich, Eigennutz ist mir fremd, Doch kann ich nicht so verächtlich seyn Abzuweisen und zu verschmähn, Was solch Alexander mir bietet. – Schon hat er den Paul, Und lächelt dankend Mit seltsamen Blick.