XXVIIIb. Die Spindel. (In bekannterem Silbenmaße.) O Spindel, Wollefreundin, Angebind' Der blaugeaugten Göttin du, den Frau'n Gewidmet, deren Sinn auf Häuslichkeit Gestellt ist, komm' nunmehr getrost mit mir Zu Neleus' glanzerfüllter Stadt, allwo Aus zartem Schilfgrün Kypris' Tempel steigt. Dorthin erbitten wir von Vater Zeus Uns schönen Fahrwind, daß ich bald des Freunds Von Angesicht mich freuen möge, selbst Auch ein willkomm'ner Gast dem Nikias, Den sich die Chariten zum Sohn geweiht, Die lieblichredenden. Dann leg' ich ihr, Der Gattin meines Freundes, in die Hand Zur Gabe dich, aus hartem Elfenbein Mit Fleiß geglättete. Wohl künftighin Vollendest du gar manch' Gespinst mit ihr, Zu männlichen Festkleidungen, auch viel Meerfarb'ne zarte Hüllen, wie die Frau'n Sie tragen. Zweimal müssen jedes Jahr Der Lämmer Mütter auf der Au zur Schur Die weichen Vließe bringen, damit ja Der nettfüßigen Theugenis so bald Die Arbeit nicht ausgehen mag; sie liebt, Was kluge Frauen lieben. In das Haus Der unwirtschaftlich Müßigen hätt' ich Dich nimmermehr gebracht, o Landsmännin. Dein Heimatort ist jene Stadt, die einst Der Ephyräer Archias erbaut, Das Mark Trinakrias, der Edeln Sitz. Sofort nun Hausgenossin jenes Manns, Deß' Kunst so manches feine Mittel weiß, Das von den Menschen böse Krankheit scheucht, Im lieblichen Miletos wohnest du, Im Kreis der Ionier: daß Theugenis Bei andern Weibchen ihres Volks die Schön- Gezierte mit der Spindel heißen soll. Und daß du ihren Gast ihr allezeit, Den Liederdichter, ins Gedächtnis rufst. Da sagt zum andern einer, der dich sieht: »Wie viel ein klein Geschenk doch gelten kann! So wert ist alles, was von Freunden kommt.« M.