64. Ganz mein, ganz dein! Mel.: Ich suche dich in dieser Ferne ... 1. Die Liebe will 'was Ganzes haben, Die deine, o du Brunn der Gaben, Die meine, die aus dir entstund; Soll Lieben Liebende recht laben, Ganz mein, ganz dein, muß sein der Bund. 2. Ich folge, Liebster, deinen Zügen, Was du verleidest, lass' ich liegen, Was du verlangest, geb' ich hin; Es läßt sich gern mit dir vergnügen Ein eingekehrter Pilgersinn. 3. Ich ging schon lang genug im Schmerze, Da meine Zeit und Kraft und Herze Geteilet war in mancherlei; Daß ich die Perle nicht verscherze, Geb' ich mein Alles dir aufs neu. 4. Vermischtes Wesen und Gutmeinen Vergnügt nicht mich noch dich, den Reinen; Wie abgeschmackt ist Menschenwerk! In dir allein und in dem Deinen Ist wahres Leben, Fried' und Stärk'. 5. Der Sinne und Vernunft Geschäfte Zerstreuen oft die reinen Kräfte, Denn in dir ist mein Heil allein. Mein Leben, deine Lebenssäfte, Die saugt ein Kind des Herzens ein. 6. Drum will ich mich nur einwärts neigen, Dir heimlich sein, dir kindlich schweigen In steter Herzensinnigkeit; Mein Alles hab und brauch zu eigen, Mach mich zum Kind der Ewigkeit! 7. Es werd' mir alles sonst entrissen, Ich wünsche nichts, als dich zu wissen, Ich hab' dich einst erkannt in mir; Nun kann ich ewig dich nicht missen, Ich kann nicht leben außer dir. 8. O Liebe, die mich überwogen, O Kraft, die mich hineingezogen, Halt fest dein dir vertrautes Pfand! Mein Halten hat mich oft betrogen, Drum sinkt dein Schaf in deine Hand. 9. Laß Fremde mich nicht mehr zerrütten, Verbirg mich tief in deiner Hütten Bei dir, in meiner Seele Grund; Nur dich und mich und keinen Dritten, Ganz mein, ganz dein, ist unser Bund!