56. Die Seele entzieht sich der Mannigfaltigkeit Mel.: Wer nur den lieben Gott läßt walten ... oder: Wer weiß, wie nahe ... 1. Ich bin so satt an fremden Dingen, So müd' der Mannigfaltigkeit, Es kann doch nichts als Plage bringen; Wie enge wird mir's in der Zeit! O Ewigkeit, ich sterbe schier, Laß doch dem Geiste Luft in dir! 2. Vernunft und Sinne uns verrücken, Man läßt sich ein in dies und das; Viel' fremde Bilder leicht verstricken, Wo man nicht wacht ohn' Unterlaß. Gott träget und beschützet zwar, Doch endlich muß er's werden gar. 3. Sollt' ich so Zeit und Kraft verzehren In Dingen, die nicht machen satt? Mein Geist muß sich zum Ursprung kehren, Der ihn für sich geschaffen hat. Weg Schein und Traum, weg Kreatur, Dem Einen will ich leben nur! 4. Ich merke schon dein treues Winken, Ich spür' im Grunde deinen Zug; So laß denn alle Bilder sinken Und wirk die Stille, die ich such'! Es schweige Welt und Kreatur, Dir will ich feiern, rede nur! 5. Du willst mich haben ganz alleine, Du willst mich haben frei und bloß, Du willst mich haben still und reine, Ersunken stets in deinem Schoß. Zerreiß denn alle meine Band', Mein Ganzes sei dir zugewandt! 6. Ach, nimm mich ein, mein wahres Leben, Mein tiefes Wohlsein, meine Ruh; Laß mich nicht mehr zerstreuet schweben, Ich schließ die matten Augen zu! Von allem ab, in dich hinein, Dies soll mein stetes Werk nur sein.