96. Der achtunddreißigjährige Kranke zu Bethesda Joh. 5 Mel.: Du bist ein Mensch ... 1. Mein Heiland, dem ich offenbar, Hör, was ich Kranker lalle: Ich lag schon achtunddreißig Jahr Hier in Bethesdas Halle; Ich bin und bleib' ein armes Kind, So krank und lahm, so dürr und blind; Wann wirst du endlich eilen, Selbst meinen Schaden heilen? 2. Durch Arzt und Mittel dort und hier Ich wenig Trost erlange, Kein Wasser sich beweget mir, Ich hab' gewartet lange; Wird dem und jenem Rat geschafft Durch Menschen- und durch Engelkraft, Ich bleib' in einem Wesen; Du selbst mußt mich genesen. 3. Das war's, warum kein andrer kunnt Den alten Schaden heilen, Das war's, warum bis diese Stund' Ich hilflos mußt' verweilen; Ich sollt' verzweifelnd ganz an mein' Und Kreaturen Hilfe sein, Weil Jesus kommen sollte, Der selbst mich heilen wollte. 4. Auf dich allein und auf dein Wort Ich warte nur auf Erden; Frag mich nicht lang, wie jenen dort, Ob ich gesund will werden! Solch Kränkeln ist mir schlecht Pläsier; Was nützet andern, mir und dir, So lau und halb zu leben? Du kannst mir Kräfte geben. 5. Herr, meine Not und deine Güt', Die machen mich so dreiste; Du legst den Willen ins Gemüt, Komm auch und Hilfe leiste! Warum verließt du sonst dein Reich, Besuchtest bei Bethesdas Teich Die Lahmen und die Blinden, War's nicht, um mich zu finden, 6. Mich, der vor andern desperat Im Elend mußte schweben, Mich, der vor andern deine Gnad' Sollt' ewig hoch erheben? Kein eignes Wirken hilfet mir, Drum will ich Sabbat feiern dir; Ein Wort aus deinem Munde Sprech' zu mir: Sei gesunde!