a. Die Vögel wollten einen König haben und machten aus, wer am höchsten fliegen könne, solle König sein. Bei dem Wettfluge stieg der Storch am höchsten, so hoch, daß man ihn kaum noch sehen konnte, und schon glaubte er, gewonnen zu haben, da schlüpfte der kleine Zaunkönig, der sich unter des Storches Flügeln verborgen gehalten, aus seinem Versteck hervor und flog noch höher als der Storch und rief: »Kikerikik, Wel is höger as ick!« So war denn der Zaunkönig König der Vögel. Aber die Vögel wollten ihn nicht anerkennen und verfolgten ihn, daß er sich in ein Mauseloch verkriechen mußte, und stellten die Eule als Wache an das Mauseloch, damit er nicht wieder herauskomme. Aber die Eule schlief ein, und der Zaunkönig schlüpfte hervor, stieß die Eule um und neddelte ( neddje, nidje – stoßen) sie ordentlich durch, daß sie ganz plusterig wurde. Seitdem heißt der Zaunkönig Neddel- oder Nettelkönig. Die Eule aber ward den anderen Vögeln verhaßt, weil sie nicht aufgepaßt hatte, und fliegt nun aus Scheu vor den übrigen Vögeln immer nur des Nachts aus. – In diesem auch sonst anderswo bekannten Märchen wird gewöhnlich der Adler als derjenige, der am höchsten flog, hingestellt. Im Oldenburgischen kennt man durch den Tag keine Adler und so mußte der Storch für ihn eintreten, der oft hoch in den Lüften seine Kreise zieht. – Der Zaunkönig ruft (Saterld.): Schier lier lumm, Wat is dei Uhle dumm, se leggt un Ei as'n Trumm.