d. In Wildenloh stand vor einigen Jahrhunderten ein großes Bauernhaus, wovon noch Spuren vorhanden sind. Der dazu gehörige Brunnen ist vor längerer Zeit wieder aufgefunden worden. Selbst die Stelle, wo das Haus gestanden, zeigen der länglich abgestochene Bauplatz und die noch hie und da in der Erde verborgenen Reste einer alten Mauer an. Die Bewohner dieses Hauses waren einst auf einer Hochzeit in Jeddeloh und hatten ihre Magd allein zu Hause gelassen. Eine in der Gegend hausende Räuberbande von sieben Brüdern bekam hiervon Kenntnis und beschloß, sich die Abwesenheit des Hausherrn zunutze zu machen. Am Abend verfügten sich die sieben Brüder zu dem Hause, fanden aber alles wohl verriegelt und verschlossen. Sie beschlossen daher, an der Seite des Hauses unter der Legde ein Loch durchzuwühlen. Die wachsame Magd merkte aber die Räuber und deren Vorhaben und setzte sich, mit einem scharfen Torfspaten bewaffnet, dahin, wo die Räuber wühlten. Das Loch war endlich so groß, daß einer der Räuber den Kopf durchsteckte, um in das Haus zu gelangen. Schnell stach ihm die Magd den Kopf ab und zog den Rumpf zu sich. Als die da draußen fragten: »Bist du gut hineingekommen?« erwiderte sie mit verstellter Stimme: »Ja!« So ging es einem nach dem andern. Als der siebente seinen Kopf hindurchsteckte, kam ihm das Blut seiner getöteten Brüder entgegen. Schnell zog er den Kopf zurück, aber noch gelang es der Magd, wenigstens ein Stück von der Platte abzustechen. Der Räuber verband seine Wunde und ging zur Hochzeit nach Jeddeloh, wo er mittanzte. In trunkenem Mute rief er: »Hoho, De Magd van'n Wildenloh, Harr se der den säwten man to!« Nach Jahren kam ein feingekleideter Herr zu dem Bauern im Wildenloh und begehrte seine Magd zur Frau. Er wußte sich gehörig auszuweisen, und die Magd sagte zu. Nach einigen Tagen kam er auf einem mit zwei schönen Pferden bespannten Wagen, um die Braut abzuholen. Über das Moor fuhr er mit ihr davon, und schon mehrere Stunden dauerte die Fahrt, ohne daß sie das Ziel erreichten. Als endlich die Braut fragte, ob sie denn noch nicht bald zu seinem Hause kämen, legte er seinen Kopf auf ihren Schoß und sagte, sie solle ihm einmal in den Haaren krauen. Sie tat es und ward sofort gewahr, daß dies der Räuber sei, den sie verwundet, aber nicht getötet hatte. Da verstellte er sich nicht mehr und verkündete ihr, daß er sie geholt habe, um den Tod seiner sechs Brüder und seine eigene Wunde an ihr zu rächen. Gleich darauf kamen sie zu des Räubers Hause, wo seine Mutter sie erwartete. Auf einem Feuer hatte sie einen großen Kessel voll Öl, in welchem sie die Gefangene zu kochen gedachte. Der Räuber brachte die Magd in das Haus und führte sie zu einem großen Blocke, auf welchem ein Beil lag, mit dem er sie enthaupten wollte. Die Magd tat, als ob sie sich in ihr Schicksal füge, bat aber den Räuber, er möge ihr behilflich sein, ihr schönes neues Kleid auszuziehen, damit es nicht vom Blute befleckt und verdorben werde. Dem Räuber leuchtete dies ein, und er machte sich daran, das Kleid zu öffnen. Da ergriff sie schnell das Beil und traf den Räuber damit so gut, daß er tot zu Boden stürzte. Nun kam die Mutter mit einer Axt auf sie zugelaufen, aber auch sie wurde von der Magd erschlagen. Rasch sprang dann die Magd auf den Wagen und fuhr im Galopp nach dem Wildenloh zurück. Schon aus der Ferne sah sie ihren Dienstherrn vor dem Hause stehen und rief, sich aufrichtend, ihm zu: »Hoho, De Magd van 'n Wildenloh Hett der den säwten nu to!« Varianten: In des Räubers Hause legt die Magd den Kopf auf den Block, zieht ihn aber, wie der Räuber zuschlägt, rasch zurück, so daß das Beil im Blocke stecken bleibt; dann greift sie selbst zu und erschlägt den Räuber. Oder der Magd fällt das Armband weg, und wie der Räuber sich danach bückt, erschlägt sie ihn. Oder die Magd wirft ihm ihr Kleid über den Kopf, so daß er sich darin verwickelt. Die Alte wird in den Kessel mit Öl geworfen. In dem Hause des Räubers werden sehr viele Schätze gefunden, welche der Magd zuteil werden.