438. Für die Hochzeiten ist die Tagwählerei noch sehr gebräuchlich. Durchaus ungünstig sind Montag und Mittwoch, günstig Sonntag, Donnerstag und Dienstag; für den Freitag ist ist im evangel. Landesteile eine starke Meinung: 282ffg. Üngünstig sind ferner die Krebstage, 328, und die allgemein unglücklichen Kalendertage, 320, 322, günstig wieder der Josefstag: 323. Heirat in der Bittwoche bringt Unglück: 18. – Geschwister dürfen nicht an einem Tage heiraten: 38. – Ist nach vielen Beratungen der Tag festgesetzt, dann wird der Hochzeitsbitter ausgeschickt, um zu laden. Er erscheint bald zu Pferde, bald zu Fuß. Überall wo er eingekehrt, sagt er seinen Spruch: Ick schull gröten van de Brut (folgt der Name) un van den Brögam (folgt Name), se wullen dann (folgt Datum) eren Ehrendag afhollen. Stellt jo man alle to de rechte Tyd in, de Fro ton Uppwasken, Klock twee (Landwührden). Stürt jo 'n Hund Und holt jo 'n Mund, De Hochtidsbitter kummt. Ich komme geschritten Und nicht geritten. Ich bin ausgesandt Von dem Bräutigam Gerd Klaßen Und der Jungfer Braut Talke Wobken, Se lat veelmals gröten, Ji moggen so gaud wesen Un besöken ehr up eren Ehrendag, Un helpen darmit vertehren Tunnen Beer: veer, fiefe, Anker Win, half Stiege, Zigarren un Tabak Sind ok god van Geschmack. Un de nich vor Stäweln un Schoh brukt to sorgen, De kann dor uk danzen Bet an den hellechten Morgen. Un dann stellt jo uk 'n bäten tor rechten Tid in. Hierauf wird der Stock des Bitters mit einem roten Bande verziert und damit ist die Einladung angenommen (Marsch). Im Amte Cloppenburg sagt der mit Bändern um den Hut und Stock geschmückte Bitter: Goden Dag! Hier sett ick minen Stock un Staff. De Brögam N.N. un de Brut N.N. loatet seggen: Dönnerdag is de Dag, Dat jeder koamen mag. Pipen so väle, as Hände danah griepen, roket uk en Fraumensk dorut; De Damp is blau, de Pipe witt. Ji söllt finden Soppen un dicken Ries, darvon wärt ji wies; Schinken, darup lett sick drinken. Doch nu mot ick noch wat seggen: De up Hochtied will goahn, Mot uk wat stoahn. Gäwet mi mit n' dicken Schinken, Oder n' Haun müggt ick hebben, Dat vor Feddigkeit nich up den Wiemen kann kläddern. Ick will et bringen an den Kock, De sall et broaen und seggen: Ji söllt nich wäten, Wat för'n Vogel dat is – –. (Den Schluß hatte der Berichterstatter vergessen.) Hierauf werden dem Bitter die Geschenke übermittelt: Schinken oder halber Schweinskopf oder Huhn, je nach dem Vermögen des Geladenen. Sodann wird ein rotseidenes Band an der Mütze befestigt, auch der Stock erhält ein Band und unter Abgabe von zwei Pistolenschüssen, die auch beim Ankommen abgegeben worden, zieht der Bitter ab. – Die Pipe, d.i. die tönerne Pfeife für Tabak, durfte früher im Süden auf keiner Hochzeit fehlen. Wenn in Steinfeld in der Kirche ein Paar zur Ehe eingesegnet wurde, standen im sogenannten »Flerbour« (Vorhalle der Kirche) zwei Musikanten mit Violinen, um den Hochzeitszug heimzugeigen. Sie gingen, wenn die Trauung zu Ende war, vorauf, dann kam der Ehemann, hinter ihm die Braut oder junge Frau mit einem Bündel Kalkpfeifen in der Hand, diesen folgten die Trauzeugen. Beim Hingange zur Kirche war die Braut dem Bräutigam voraufgegangen. – Im Osnabrückschen war es ehemals Sitte, auf dem ersten Brautwagen einen Hahn anzubinden, dem man Branntwein einflößte, damit er möglichst viel krähe. Eine Wiege auf einem der Brautwagen war streckenweise verpönt: 38. Hochzeitszüge werden im Vorspuk häufig gesehen, bieten aber stets einen häßlichen Anblick; auch Pferde vermögen Hochzeitszüge spukweise zu sehen: 163ffg. – Im Münsterlande wohnen Brautleute dem ersten Aufgebote in der Kirche nicht bei; es soll dann die Ehe gut ausfallen. Näher liegt wohl, der Bräutigam will neugierigen Blicken nicht ausgesetzt sein.