365. Rappsaat muß am Laurentiustage, 10. August gesäet werden. Beim Rappsaatdreschen, das auf dem Felde geschieht und zu welchem auch kleine Handwerker und Arbeiter, die sonst nicht in des Bauern Arbeit stehen, eingeladen werden, geht es hoch her mit Essen und Trinken und Jauchzen und Lärmen. Manchmal muß eine lustige Person, Strohpudel genannt, sich noch besonders anstrengen, die Gesellschaft zu erheitern. Die Frucht wird auf einem großen Leinen, dem Saatsegel gedroschen; in der Ecke des Segels steht kommandierend der Hörnbaas, Meister der Ecke. Die Saatträger, stets zu zweien, heben die Fruchtstauden mit »Tragekleidern,« und es gehört zur Sitte, daß sie mit den letzteren den Saatbauern und seine Familie wiederholt unter Hoch- und Hurrarufen der ganzen Gesellschaft »übersegeln.« Ebenso gehört es zur Sitte, daß alle Vorübergehenden, wenn sie sich nicht mit einem Trinkgelde lösen, mit den gröbsten Schimpfwörtern überschüttet werden. Rappsbau und Sitten beschränken sich fast allein auf die Marschen.