219. Wenn früher gesagt ist, daß die Hexen auf ihren Luftfahrten geheimnisvoller, geisterartiger würden, so tritt dies am meisten hervor, wenn sie ohne solche Reittiere, wie Ziegenbock und Besenstiel, und ohne solche irdische Mittel, wie das Salbenschmieren, sich durch eigene Kraft, oder von Wind und Wolken getragen, durch die Luft bewegen und Menschen mit sich nehmen, oder Sturm erregen, oder auch, wenn sie in Schiffen mit übernatürlicher Geschwindigkeit in einer Nacht ungeheure Strecken zurücklegen. In den Erzählungen dieser Art gleichen sie nicht mehr den alten Weibern, die dem Teufel ihre Seele für die Macht verkauft haben, Schweine zu töten und Butter zu stehlen, sie werden Dämonen, Wesen höherer Art und entstammen auch wirklich der Götterwelt unserer heidnischen Vorfahren. Sie lieben es, zu dreien aufzutreten. – Unter den Gestalten des lebenden Aberglaubens stehen ihnen am nächsten die Walriedersken und berühren sich zum Teil vollständig mit ihnen. Natürlich fehlt es nicht an Übergängen von jenen gewöhnlichen Hexen zu den dämonenhaften. a. Eine alte Frau erzählt: Ich diente in Sengwarden bei einem Bauern, der hatte zwei Söhne. Der eine war verlobt mit der Tochter eines Nachbarn. Dieser Nachbar hatte drei Töchter, aber alle drei waren Hexen. Ich habe sie oft auf dem Mistbrette vor der Scheune und auf dem Boden des Hauses tanzen sehen. Auch der Bräutigam erfuhr allerlei und kam dahinter, da hatte er es satt mit der Braut und gab es zu (d.h. brach ab). Aber jetzt hatte er keine Ruhe. Die Damen kamen des Nachts vor sein Bett und quälten ihn und taten ihm allerlei Schlimmes. Er war übel daran und mußte zuletzt in die Fremde gehen, ist auch nie wieder gekommen. Das Nachbarhaus wurde nun ganz von uns gemieden, aber noch oft haben wir mit Grausen die schrecklichen Tänze der drei Hexen angesehen.