156. Nicht selten geschieht es, daß jemand, der nachts auf einem Fahrwege geht, plötzlich im Gehen mehre Male in die Höhe steigen muß und dann wieder herabfällt; er ist über einen spukhaften Leichen- oder Hochzeitswagen gestiegen, und der wirkliche Leichen- oder Hochzeitswagen läßt nicht lange auf sich warten. Darum ist es auch Regel, daß man nachts überhaupt nicht zwischen den Wagenspuren, sondern nur an der Seite des Weges gehen soll. Auch ist es schon manchem, der des Nachts auf die Hausdiele hat gehen müssen, begegnet, daß er nicht wieder zurück hat finden können, so viele Mühe er sich auch gegeben hat; es pflegt in solchen Fällen ein spukhafter Sarg auf der Diele zu stehen, der ihm den Weg versperrt. Auch sonst kommt Vorspuk vor, der undurchdringlich ist wie ein Körper. a. Zwei Jünglinge von Zwischenahn waren ausgegangen und kehrten erst spät abends wieder heim. Wie sie so zusammen auf dem Wege gingen, blieb der eine ganz erschrocken stehen und rief: »O Jan, Jan, bliw stahn!« »Hä,« erwiederte der andere, »ick lat mi van di nicks wies maken.« »O Jan,« rief der erste laut zum zweiten Male, »o gah doch ut dem Wege!« und fiel ohnmächtig nieder. Jan, der sich nicht daran gekehrt hatte, fühlte dann, daß er empor gehoben wurde, stieß mit dem Fuße an und fiel dann unsanft nieder und auf die Knie. Kurz darauf kam der Ohnmächtige wieder zu sich, und Jan fragte ihn, ob er etwas gesehen habe. Dieser antwortete, er habe einen Leichenzug gesehen, und Jan sei zwischen den Pferden auf den Wagen und über den Sarg gelaufen und endlich hinten vom Wagen gefallen.