A. Himmelsbriefe. 64. Himmelsbriefe sind vom Himmel gefallen und beim Volke immer sehr beliebt gewesen. Im Feldzuge 1866 und 1870 wurden sie von Soldaten viel gekauft, weil sie gegen Schuß und Hieb den Körper festigen sollen. Seit Jahren betrieb die Firma Oehmigke und Riemschneider in Neu-Ruppin den Druck und Vertrieb von Himmelsbriefen. In neuerer Zeit tragen die Himmelsbriefe, die man zu Gesichte bekommt, den Vermerk Druck und Verlag von Gustav Kühn in Neu-Ruppin. Das Geschäft geht vorzüglich. Es gibt noch zurzeit Gemeinden, in denen man kein Dienstmädchen finden kann, das nicht die Innenseite des Deckels seines Koffers mit einem Neu-Ruppiner Himmelsbrief beklebt hat. Ein Geistlicher im Oldenburgischen predigte jüngst über den Aberglauben und forderte die Leute in der Gemeinde auf, ihm die in den Häusern befindlichen Himmelsbriefe ins Haus zu bringen. Er erhielt ungefähr einen halben Scheffel voll, und es waren längst nicht alle der Aufforderung gefolgt, nicht aus Opposition, sondern weil sie sich schämten, im Besitze solcher Wische zu sein. Strackerjan hat drei ältere Briefe aufgestöbert, von denen er annimmt, sie seien im Oldenburgischen entstanden (Druckort ist demnach auf den Schriftstücken nicht angegeben), nämlich in Oldenburg, Vechta und Brake.