Geh nicht hinein Im Flügel oben hinterm Korridor, Wo es so jählings einsam worden ist – Nicht in dem ersten Zimmer, wo man sonst Ihn finden mochte, in die blasse Hand Das junge Haupt gestützt, die Augen träumend Entlang den Wänden streifend, wo im Laub Von Tropenpflanzen ausgebälgt Getier Die Flügel spreizte und die Tatzen reckte, Halb Wunder noch, halb Wissensrätsel ihm – Nicht dort; der Stuhl ist leer, die Pflanzen lassen Verdürstend ihre schönen Blätter hängen; Staub sinkt herab; – nein, nebenan die Tür, In jenem hohen dämmrigen Gemach – Beklommne Schwüle ist drin eingeschlossen –, Dort hinterm Wandschirm auf dem Bette liegt Etwas – geh nicht hinein! Es schaut dich fremd Und furchtbar an. Vor wenig Stunden noch Auf jenen Kissen lag sein blondes Haupt; Zwar bleich von Qualen, denn des Lebens Fäden Zerrissen jäh; doch seine Augen sprachen Noch zärtlich, und mitunter lächelt' er, Als säh er noch in goldne Erdenferne. Da plötzlich losch es aus; er wußt es plötzlich – Und ein Entsetzen schrie aus seiner Brust, Daß ratlos Mitleid, die am Lager saßen, In Stein verwandelte –, er lag am Abgrund; Bodenlos, ganz ohne Boden. – »Hilf! Ach Vater, lieber Vater!« Taumelnd schlug Er um sich mit den Armen; ziellos griffen In leere Luft die Hände; noch ein Schrei – Und dann verschwand er. Dort, wo er gelegen, Dort hinterm Wandschirm, stumm und einsam liegt Jetzt etwas; – bleib, geh nicht hinein! Es schaut Dich fremd und furchtbar an; für viele Tage Kannst du nicht leben, wenn du es erblickt. »Und weiter – du, der du ihn liebtest –, hast Nichts weiter du zu sagen?« Weiter nichts.