2. Schon war mit seinem Rosenkranz Der Sommer fortgezogen; Es hatte sich die Nachtigall In weiter Welt verflogen. Im Erker saß ein blasses Weib Und schaute auf die Fliesen; So stille war's: kein Tritt erscholl, Kein Hornruf über die Wiesen. Der Abendschein alleine ging Vergoldend durch die Halle; Da öffneten die Tore sich Geräuschlos, ohne Schalle. Da stand an seiner Schwelle Rand Ein Mann in Harm gebrochen; Der sah sie toten Auges an, Kein Wort hat er gesprochen. Es lag auf ihren Lidern schwer, Sie schlug sie auf mit Mühen; Sie sprang empor, sie schrie so laut, Wie noch kein Herz geschrieen. Doch als er sprach: »Es reicht kein Ring Um Schwester- und Bruderhände!« Um stürzte sie den Marmortisch Und schritt an Saales Ende. Sie warf in seine Arme sich; Doch wer sie bleich zum Sterben. Er sprach: »So ist die Stunde da, Daß beide wir verderben.« Die Schwester von dem Nacken sein Löste die zarten Hände: »Wir wollen zu Vater und Mutter gehn; Da hat das Leid ein Ende.«