Die Blicke 1774. An Dora. Röthliche, goldbesäumte Wolken hüllen Ihre Strahlen nicht mehr! Sie kommt, die Sonne! Blickt allgütig lächelnde Freud' und junges Leben hernieder! Schimmernder blüh'n die thaubenetzten Fluren; Jedes zitternde Blümchen athmet Freude, Strahlt in Regenbogen die Sonnenblicke Lieblicher um sich. Himmlischer aber lächelt mir das Auge, Ach! das Grazienauge meines Mädchens! Blicket mild in's Herz mir noch ungefühlte, Selige Freuden! Wallendes Leben bebt durch jede Nerve, Klopft in jeglichem Pulse; frohe Schauer Strömen in die trunkene Seele namenloses Entzücken! Aber ach! Wehmuth blickt mir oft ihr blaues Auge! Wehmuth und Trübsinn! Dann entquellen Sehnsuchtsseufzer, thaut mir der Liebe Zähre Ueber die Wange! Duftige Nebel locket so die Sonne Aus dem Blumengefild' am Sommerabend; Trübe steigt der wolkige Schleier, träufelt Labende Kühlung. – Blicke mir, meine Dora, blicke Wehmuth Mir in's liebende Herz! Auch sie gewähret Süßes namenloses Gefühl, der Liebe Traute Gesellin! Bis du mir einstens (Ahndung lispelt's leise Ahndung, ach! die zur Hoffnung noch nicht reifte!) Bis du Lieb' im schmachtenden Auge, Liebe, Liebe mir lächelst!