9. Liebe vergrössert sich/ wie ein gewelzter Schnee-ball 1. Ich wil euch Wunder-Dinge sagen/ wie sich die Liebe pflegt zujagen und wächset jeden Augen-wink. Indehm sie wie ein Steubchen scheinet/ wird sie ein Berg/ eh man es meinet. Ist dieses nicht ein Wunder-ding? 2. Sobald die Jungfer wird gesehen/ pflegt man ihr künstlich nachzugehen. Kein einig Blikkchen streichet fort daß man sie listig zu bewegen/ nicht alles Orts ihr geh entgegen und wechsle Lieb und Liebes-wort'. 3. Auff Rede folget Wieder-rede. Kein Weibes-bild ist je so blöde/ die auff den Gruß nicht danken solt'. Alsdenn (hält ja die Zunge feste) so tuht ein süsser Blikk das beste/ und zeuget/ was das Herz gewollt. 4. So bald des Buhlers Weis' und Sitten der Schämenden Gemüht bestritten/ und nu die Scheu wird schlecht geachtt/ Denn geht es an ein lieblen/ scherzen/ an Hand-Fuß-drukken/ küssen/ herzen/ So ist der rechte Grund gemacht. 5. Bald wird man mehr und mehr gemeine. Man achtet Ehr und Schande kleine. Das schlechtste heist: Ein Griff in Zucht. Was ferner folgt/ darff ich nicht singen/ es möchte mich in Argwohn bringen/ ich hätt' es etwa selbst versucht.