4. Seiner Liebe Anfang 1. Als ich auf meiner Liebsten Mund (ach sanfte Ruhstat!) brünstig lage und meiner Schmerzen herbe Plage ihr täht' auß ganzem Herzen kund/ wie ich so oft um ihrentwegen Ruh- trost- und Sinnen-ohn gelegen. 2. Mein (sprach sie) Herzgen/ sage doch: zu welcher Zeit du bist entbronnen/ und wodurch du mich lieb gewonnen: Wo ich mich recht entsinne noch/ hastu/ auch gar für wenig Wochen/ kalt-sinnig dich mit mir besprochen: 3. Da ich doch/ als zum ersten mahl ich dich nur obenhin erblikket/ durch deine Freyheit blieb bestrikket. diß war nur meine gröste Qvaal/ die auch die Götter kan betrüben/ dich sonder Gegen-Liebe lieben. 4. Gott weiß/ wie mir zu muhte war auf die so unverhoffte Frage/ vermischt von Zorn/ Verweiß und Klage die meinen Undank machten klar! Die Schaam/ so ich daher empfunde/ nahm Red' und Antwort meinem Munde. 5. Ich ward verstarret/ kalt/ erblaßt/ wie/ dem die Seele kaum sich reget: biß/ auß Erbarmnüß sie beweget mich in die schlanken Arme fasst'/ Ach! da ward mir gemach das Leben/ Kraft/ Geist und Wärme wieder geben. 6. Im küssen fing sie an noch mehr mich bey der Fakkel zubeschweeren die unser' Herzen kan versehren: Sag an (bistu mir gut) wann ehr du angefangen mich zu lieben/ und waß darzu dich erst getrieben. 7. Ach! frage nicht nach meiner Gluht/ (sprach ich/ was frischer) Eyß und Winde sind meiner Flammen Angezünde. Du weist es wie auf jener Fluht/ von kalter Norden-luft gestanden/ ich lag in deiner Arme Banden. 8. Wie ich dich von dem Wagen nahm und küßte die gefrorne Wangen: Bald hat mein Herze Gluht gefangen. Das Feuer/ so auß Kälte kahm straalt sint der Zeit mit tausent Flammen ob meines Lebens Rest zusammen. 9. Nun (sagt sie) hat ein kalter Kuß dich bracht in Feuer/ Hizz' und Leiden; weiß ich/ daß Kühlung/ Lust und Freuden ein Warmer dir erwekken muß. Der hat sie mir so viel erteilet/ so/ daß ich ziemlich bin geheilet.