Gethsemane Um die Stunde war's, Da die heilige Stille der Mitternacht Auftaucht vom Meer und segnend über Welten fährt. Jäh durch die Palmen schritt das Todesgrauen, Urweltenweh Rang auf zum Firmament. Schwer hing der Himmel – Nacht ... Tod ... In tiefem Schlaf die Jünger ... Und wilde, brennendwilde Einsamkeit ... Aufschluchzend schlägt er auf die Wurzelknorren, Weint in die Nacht, Die lächelnd über's Haupt die Schleier hebt. Ein sengend Leuchten durch die Dämmernebel: Die Sonne. Von Glockenstühlen sprang sie rot in graue Türme, Fiel stäubend in die Kuppeln, flutete In wildem Quellen durch die schlanken Stämme, Wegspuren zeichnend roten Flammengoldes. Vom Boden weg Sah Christus – blickte Mit fremden Augen in die schäumende Morgenglut, Und wie ein Wecken klang's ihm durch die Brust, Das uralt junge Schöpferlied des Lichts: Posaunen trugen ehern es empor Und alle Geigen fielen flimmernd ein In brausenden Bogenstrichen, Vögel jauchzten, Und Morgenglocken wehten von den Türmen Jerusalems herauf, einrauschend in Die breiten Takte, die Im Werdelied des Tags die Welt durchfurchten. Nieder fiel Christus, starrte Hinunter auf die rote Stadt, die In tausend Türmen tausend Fackeln fachte, Und zur Sonne auf, Zur ewig göttlichen jauchzte sein Mund: »O sterben, sterben, Gott! ... In Meere will Ich tauchen purpurüberrauscht, In Licht zerfließen, ganz in Duft mich lösen, Als Welle wehen in des Weltalls Strom. Denn nun Ward mir der Welten letzter, tiefster Sinn. Aus deiner Sonne Morgenaugen las ich ihn. – O sterben, sterben, Gott! ... Doch wie Der Schiffer, dem Die Brandung in des Nachens Rippen brach, Flutenumdröhnt Der Zukunft goldverbrämtes Eiland grüßt: So grüß ich euch, Schlummernde, Ungeborne – Aus harter Nacht ein junges Sonnenvolk. Denn also lehrte mich dein Schöpfertag: Glut quillt aus Asche, Leben sprüht aus Tod, Aus tiefsten Nächten dämmern neue Morgenröten.« Und gehobnen Blicks Schritt seinen Häschern er durchs Licht entgegen.