Karl Spiegel Märchen aus Bayern Nachwort. Der Verein für bayerische Volkskunde und Mundartforschung übergibt hiermit die im Laufe der Jahre seinen Sammlungen zugegangenen Märchen der Oeffentlichkeit. Daß diese Herausgabe aber nicht für das Unterhaltungsbedürfnis berechnet und bestimmt ist, sondern ausschließlich für die Zwecke der Märchenforschung, braucht kaum begründet zu werden. Wir haben in diesen Beiträgen unserer Vereinsmitglieder echte Märchen vor uns, wie sie noch in den letzten Jahrzehnten im Volke erzählt wurden. Ableitung oder Herübernahme aus der Märchenliteratur ist kaum anzunehmen, höchstens besteht für Nr. 12 die Möglichkeit der Entlehnung. Unsere Einsender haben zum größten Teil die ursprüngliche Ausdrucksweise des Erzählers auch im hochdeutschen Sprachgewande beizubehalten gesucht, wenn auch die Erzählung aus der zusammengesetzten Vergangenheitsform in die einfache übertragen wurde. Die vom Verein vorgenommenen Stilisierungen beschränken sich bei den hochdeutsch geschriebenen Einsendungen auf die Richtigstellung von Wortfolgen, auf den Ersatz mancher Fürwörter durch Namen oder durch einfache Formen. Hinsichtlich des Aufschreibens der Märchen nach der mundartlichen Erzählung wäre zu sagen, daß nur jemand das tadellos besorgen kann, für den die betreffende Mundart die Muttersprache ist. Nicht in zwei, nicht in drei Jahren, auch noch nicht in zehn, lernt man eine Mundart so beherrschen, daß Aufschreibungen von größeren Erzählungen in ihr zugleich sicher führende Zeugnisse für diese Mundart sind. Ich habe darum für meinen Teil beim Mitschreiben der Erzählung die Mundart gleich ins Schriftdeutsche übertragen und zwar ohne Aenderung der Zeitform, die erst später vorgenommen wurde. Die Beibehaltung der ursprünglichen Darstellung nach Satzsinn und Wortdeutung ist mithin durchweg gewahrt worden. Möge unsere bescheidene Vereinsgabe für das Gebäude der Märchenforschung wenigstens einige brauchbare Bausteine herbeigeschafft haben. Würzburg, 30. November 1914. K. Spiegel.