[Da Jesus an dem Creutze stund] Da Jesus an dem Creutze stund, Mit blut gantz vberschossen, Von haupt biß zu den füssen wund, Hat mich gar sehr verdrossen, Daß noch die Sonn in vollem brand Mit ihren gülden wagen Thet vberfahren alle land; Bat Gott, er drein wolt schlagen. O Gott, sprach ich, laß eylend doch Laß roß, vnd wagen stürtzen, Der freche tag geht vill zu hoch; Schnell wollest ihn verkürtzen: Stell nur, stell ein: all sonnen schein, Das liecht mag ich nit leiden; Weill ich nit kan: mehr schawen an Mein lieb am Creutz verscheiden. Die dunckel nacht: mir baß behagt, Wans käm den lufft erschwertzen, Vnd deckt in ruh: mein Jesum zu; Daß niemand seh den schmertzen. Kom nur mit macht: o schwartze nacht: Mein Jesum solst bedecken Er hengt in noth: ringt mit dem tod: Es grawset mich vor schrecken. Ach wicklet ein: den liebsten mein, Ihr finsternüssen schwere, Daß ich nit seh: sein großes weh Mich kräncket vil zu sehre. Ade, ade: nit scheinet meh, Sonn, Mon, vnd himmel Sterne Bin gar bereit: zu leben alzeit, Im duncklen also gerne. Nur trawrigkeit: nur hertzen leid Werd ich hinfürter treiben, Dich gar ô welt, hab abgestelt An dir werd mich nit reiben. Einmahl ich war: in tods gefahr; Schier war ich vnter gangen Da kam zu steur: der held so theur, Für mich wolt selber hangen. Mit starckem lauff: zum Creutz hinauff Sich that er hoch erschwingen, Für mich da starb: mirs heil erwarb: O Gott, was wunder dingen! Du frommer held: wans dir gefelt, Laß dich vom Creutz herabe, Daß dich mitt frist; weil storben bist Im hertzen mein begrabe.